28. April 1944 01:23 / Alp Gräppelen
© by Patrick Schlenker 2012
Lancaster Mk.I, LL.750, code SR°P, 101 Squadron
Pilot: W/O Bertram Noble †
Navigator: F/O John Burton †
Wireless Oprtr: Sgt William Anderson †
Mid-upper Gunner: P/O Oscar Albrecht †
Rear Gunner: Sgt Maurice Smith †
Special Operator: Sgt. Francis Bathmaker †
Flight Engineer: Sgt Ronald Bridges ∏
Bomb Aimer: F/O Hubert Prowse ∏
Um 21:35 starteten von verschiedenen Airfields in England 322 Lancaster-Bomber, sowie ein Mosquito-Bomber auf, um die deutschen Panzer-Getriebe und Motorenwerke in Friedrichshafen zu bombardieren.
Der Angriff war ein grosses Wagnis, denn Friedrichshafen war nicht nur weit, sondern auch im Bereich der Deutschen Nachtjäger.
Der grosse Bomberverband erreichte das Ziel wie vorgegeben ohne grössere Zwischenfälle und begann mit dem Bombardement. Kaum hatten die ersten Bomber ihre Last abgeworfen, tauchten die deutschen Nachtjäger auf. Im hellen Mondlicht waren die schwerfälligen Lancaster-Bomber ein leichtes Ziel. 18 Maschinen wurden in der Folge abgeschossen.
Trotzdem wertete das Bomber Command den Angriff als Erfolg. Mehr als 1200 Tonnen Bomben wurden auf Fabriken und Stadt abgeworfen. Es war nach Aussagen deutscher Ingenieure nach dem Krieg, der verheerendste Angriff auf Panzerproduktionsanlagen während des ganzen Krieges.
67% der Stadt, resp. 656 Häuser werden beim Angriff zerstört und 421 schwer Beschädigt. 136 Menschen sterben und 375 werden verletzt.
Friedrichshafen in der Nacht vom 27./28. April 1944 - Foto NZZ 1. Mai 1944
Die Lancaster LL.750, code SR°P der 101 Squadron war eine von zweien Bombern der 101 Squadron, welche bei diesem Angriff verloren gingen.
Kurz nach dem Bombenabwurf wurde der Bomber von einer ME110, welche von Gerhard Friedrich vom 1. Nachtjäger Geschwader 6 geflogen wurde, in ca. 6300 Meter Höhe unter Feuer genommen. Nachdem die Besatzung es geschafft hatte sich in den Schweizer Luftraum zu retten, wurden die Maschine von der Schweizer Flab beschossen. Ob der Flabbeschuss oder die Treffer von Friedrich zum Absturz geführt hatte, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei klären.
Kurz vor dem Absturz begann der Lancaster-Bomber zu brennen und explodierte in der Folge. Die Überreste landeten schliesslich auf einem Weidehang, nördlich vom Gräppelersee. Von den 7 Besatzungsmitgliedern überlebten nur Sgt Ronald Bridges und Bomb Aimer F/O Hubert Prowse. Letzterer wurde verletzt auf einer Tanne sitzend entdeckt. Bridges, ebenfalls verletzt in einem Alpstall. Beide wurden in der Schweiz interniert. Die restlichen Besatzungsmitglieder konnten nur noch tot in und ums das Frack geborgen werden.
Vevey (St. Martins) Cemetery
Pilot: W/O Bertram Noble † - Navigator: F/O John Burton † - Wireless Oprtr: Sgt William Anderson †
Mid-upper Gunner: P/O Oscar Albrecht † - Rear Gunner: Sgt Maurice Smith † - Sp. Operator: Sgt. Francis Bathmaker †
↔ - Im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches zurück nach England
∏ - In der Schweiz interniert
7. April 1944 00:12 / Uttwil (Bodensee)
© by Patrick Schlenker 2013
Mosquito Mk. VI, NS.875, code UP°R, 605 Squadron
Pilot: S/Ldr Michael Negus DFC †
Navigator: F/O Arthur Gapper †
Mosquito Jagd-Bomber - hier mit acht 27kg Raketen bestückt
Während eines Intruder-Einsatzes im Raum Zwischen Bodensee und Strassburg stürzte die Mosquito Mk. VI, NS.875, code UP°R der 605 Squadron 4 km vor Uttwil in den Bodensee. Als Intruder-Einsätze versteht man den Angriff auf lohnende Ziele wie Flugzeuge, Eisenbahnanlagen, Strassen u.a. in einem zugewiesenen Sektor. So wollte man die Deutschen Einheiten der Wehrmacht und Luftwaffe mit dauernder Einsatzbereitschaft zermürben. Dazu verwendete die 605 Squadron sogenannte R-Robert Mossies. Diese war anstatt der '303 Maschinengewehren in der Nase, mit vier 20mm Kanonen bestückt. Zudem war es möglich unter den Tragflächen 4 250lb Bomben oder 4 Zusatztanks für die Lang-Distanzeinsätze zu montieren.
Pilotiert wurde die "Mossie" von dem erfahrenen Squadron Leader und Distinguished Flying Cross Träger Michael Negus. Als Navigator fungierte der kanadische Flying Officer Arthur Jack Gapper. Michael Negus aus Dunmow, Essex, trat am 7. März 1940 der RAF bei. Am 17. Februar 1944 wurde er zum Squadron Leader befördert. Einen Tag vor seinem letzten Flug, am 5. April 1944, erhielt Michael Negus für schwierige aber erfolgreiche Nachteinsätze über dem Festland Europa, bei welcher ihm drei wahrscheinliche und zwei gesicherte Abschüsse Deutscher Flugzeuge zugeschrieben wurde, das Distinguished Flying Cross.
Der kanadische Flying Officer Arthur Jack Gapper beendete seine Ausbildung (6 Monate) am 19. Februar 1943. In den ersten 2 Monaten des Jahres 1944 flogen S/Ldr Michael Negus und F/O Arthur Gapper zusammen 12 Einsätze. Im März flog S/Ldr Michael Negus jedoch fünf Einsätze mit einem anderen Navigator. Laon / Frankreich, Gilde-Rijen / Holland, Schleissheim / Bayern. Dazu die beiden Einsätze für das Bomber Command bei Crailsheim und Ansbach im Rahmen der Operationen gegen Nürnberg.
Die Mosquito Mk. VI, NS.875, code UP°R startete, zusammen mit zwei weiteren Mosquitos, welche Einsätze über Frankreich flogen, am Abend des 6. April 1944 von Bradwell Bay bei Maldon in der englischen Grafschaft Essex, wo die 605 Squadron stationiert war.
Da die beiden Besatzungsmitglieder beim Absturz ums Leben kamen, ist der Grund des Absturzes bis heute ungeklärt. Gesichert ist bis heute nur, dass der Himmel an jenem Abend Wolkenlos und die Sicht dank Vollmond sehr gut war. Der in der Nähe von Romanshorn stationierte Beobachtungsposten der Schweizer Armee konnte mehrere Flugzeuge in diese Nacht ausmachen, jedoch ohne diese zu Identifizieren. Die letze gesichtete Maschine flog in einer Höhe von etwa 3000 Meter wenige Minuten nach Mitternacht über Altnau hinweg. Sieben Minuten später verlies das besagte Flugzeug den Schweizer Luftraum mit Kurs Süd-Ost bei Arbon wieder. Ein paar Minuten später wurde durch den Beobachter ein Feuergefecht aus Richtung Friedrichshafen war genommen. Auf dem Flugplatz in der Nähe von Friedrichshafen war die 26. Flak Division mit ihren 88mm Flakgeschützen stationiert. Nach dem Gefecht wurde das Motorengeräusch eines Flugzeuges wieder lauter, bevor es plötzlich ganz verstummte. Ausser einer Tragfläche, einem Federbein mit Laufrad und drei Brennstofftanks, welche an der Wasseroberfläche schwammen, konnten keine weiteren Teile geborgen werden. Die Maschine liegt rund 200 Meter tief im Bodensee.
Squadron Leader Michael Negus und Flying Officer Arthur Jack Gapper gelten bis heute als Verschollen.
15. März 1944 23:30 / Golaten
© by Patrick Schlenker 2013 / 2024
Lancaster Mk.I, W.4355, code LS°A, XV Squadron
Pilot: F/Lt Walter Blott ↔
Flight Engineer: Sgt G. Mattock ∏
Navigator: P/O Cedric Nabarro ∏
Bomb Aimer: W/O John Millard ∏ (am 22.12.44 geflohen)
Wireless Oprtr: Sgt Gordon Gill ↔
Mid-upper Gunner: Sgt William Forster ∏
Rear Gunner: Sgt Denis Murphy ∏
F/Lt Walter Blott's Lancaster, welcher zusammen mit weiteren 16 Lancaster der XV Squadron um 1915 in Mildenhall, zwischen Cambridge und Thetford in der Grafschaft Suffolk gestartet waren, benötiget etwas mehr als 2 Stunden, um zu den drei weissen Bodenmarkierungen in der Nähe von Vesoul, Département Haute-Saône zu gelangen, die von Pfadfindern gesetzt wurden, um den Wendepunkt nach Osten anzuzeigen. Bei der Besprechung um 1630 war den Navigatoren die Anweisung gegeben worden, nicht über die Punkte hinauszufliegen, um zwischen Strassburg und Basel den Rhein zu überqueren und nach Deutschland einzudringen und so nicht in die Schweiz einzufliegen.
Die Crew der Lancaster Mk.I, W.4355 gehörte zu einem Bomberverband von 617 Lancaster-Bomber und 230 Halifax-Bomber, welche u.a. Stuttgart bombarderen sollten.
Flugplan mit den Markierungspunkten der Operation gegen Stuttgart vom 15. März 1944 von Navigator Edward King der 15 Squadron - Quelle Int. Bomber Command Centre
Der Angriff auf ihre Lancaster erfolgte ohne Vorwarnung im Raum südöstlich von Belfort. Im letzten Moment sah der Ingenieur, der im Astrodome Wache hielt – Sgt G Mattock, ein 22-jähriger verheirateter ehemaliger Schweisser aus Winchester, einen anfliegenden Feind. Der Nachtjäger Bf 110 G-4 G9+BC war unbemerkt von hinten unten angeflogen und hatte das Feuer eröffnet. Pilotiert wurde die Bf110 von Hauptmann Eckart-Wilhelm von Bonin vom Stab II./NJG 1, welcher vom Flugplatz Saint-Dizier in Haute-Marne, Frankreich gestartet war. Von Bonin's Bf 110 war mit schräger Musik oder auch bekannt als schräge Nachtmusik ausgerütstet. Dabei wurden Maschinengewehre oder Maschinenkanonen schräg nach oben vorne in Nachtjäger eingebaut. Die "schräge Musik" zielte darauf ab, britische Nachtbomber abzuschiessen, die keine Waffen nach unten hatten. Von Bonin war kein unbekannter, er war in den "Wheels Down“-Vorfall mit der USAAF B-17 "Picklepuss" am 17. August beteiligt während der Operation "Double Strike". Hauptmann Eckart-Wilhelm von Bonin hatte in der selben ncht zuvor schon im Raum Saint-Dizier eine andere Lancaster abgeschossen.
Das auf die Lancaster abgegebene Kanonenfeuer der Bf 110 durchlöcherte den Backbordflügel, zerstörte den linken inneren Merlin-Motor, machte die Gegensprechanlage und das Panel unbrauchbar. Glasscherben, Öl, Rauch und Benzin drangen ins Cockpit. F/Lt Walter Blott verspürte einen schweren Schlag am linken Ellenbogen; Ein Metallsplitter hatte ihn getroffen und den Arm verletzt. Gleichzeitig begann das Flugzeug unter starken Vibrationen zu zittern. Aufgrund der dichten Rauchentwicklung konnte F/Lt Walter Blott die ohnehin zerschlagenen Instrumententafel nicht mehr sehen.
Kurze Zeit später waren über der Gegend um Laupen, Kanton Bern, über längere Zeit die Motoren eines grossen viermotorigen Bombers zu vernehmen, welcher auf der Suche nach einem geeigneten Landeplatz in diesem Gebiet war. Da kein Landeplatz gefunden werden konnte, sprangen die Besatzungsmitglieder allesamt aus der beschädigten Lancaster ab. Der führerlose Bomber stürzte kurz Zeit später bei Golaten in eine Reihe von Obstbäumen, keine 50 Meter neben einem Bauernhaus.
1 - Der Führerlose Bomber streifte die Bäume zwischen der Aare und der Ortschaft Golaten. 2 - Absturzstelle der Lancaster Mk.I, W.4355. Die Trümmer flogen bis 50 Meter vor die Bauernhäuser und blieben zwischen Obstbäumen liegen.
Am Morgen des 16. März 1944 - Trümmer der zerstörten Lancaster Mk.I, W.4355. Fotos koloriert von Patrick Schlenker 2024
F/Lt Walter Blott nach der Landung am Waldrand, ausserhalb von Kallnach - nachgestellte Szene am Originalschauplatz
Gegen Mitternacht klopfte F/Lt Walter Blott an die Tür der Familie Mori-Hurni am Buttenrain in Kallnach und vergewisserte sich zuerst, dass er sich in der Schweiz befand. Er war mit seinem Fallschirm am Buttenweg gelandet.
Buttenrain 10 in Kallnach - nachgestellte Szene am Originalschauplatz
Um F/Lt Walter Blott medizinisch zu versorgen brachte Herr Mori in die Wirtschaft Häberli (Mitteldorf 16, 3283 Kallnach), vis-a-vis vom heutigem Restaurant Weisses Kreuz. Dort stelle man ihm für die Nacht auch ein Bett zur Verfügung.
Ehemalige Wirtschaft Häberli - Heute sind Wohnungen inder ehemaligen Wirtschaft untergebracht
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen wurde er von der Schweizer Militärpolizei aufgesucht, die ihm mitteilte, dass sie später am Tag zurückkehren würden, nachdem sie die anderen Besatzungsmitglieder abgeholt hätten. Drei seiner Besatzung wurden ebenfalls im Raum Kallnach aufgefunden. Zwei von ihnen waren verletzt. Flying Officer C. Nabarro hatte sich ein Bein gebrochen, als er mit nicht komplett geööfnete Fallschrim auf dem Acker aufschlug. Sergeant D. Murphy wies eine Schussverletzung auf. Ein weiterer wurde bei Ridau aufgegriffen. Als die Militärpolizei F/Lt Walter Blott später am Tag mit einem Auto abholten, sass bereits Sgt Gordon Gill auf dem Rücksitz. Im Bezirks-Spital Aarberg trafen sie in der Folge auf Sergeant D. Murphy und Flying Officer C. Nabarro.
Bezirks-Spital Aarberg 1944
F/Lt Walter Blott wurde zur Untersuchung seines Rückens und Arms hospitalisiert. Nach dem Besuch von Wing Commander RD Jones, stellvertretender Luftattaché der britischen Gesandtschaft in der Schweiz, wurde F/Lt Walter Blott in das Gurten Kulm Hotel bei Köniz gebracht, welches zu dieser Zeit hauptsächlich von internierten amerikanischen Flugbesatzungen bewohnt war.
Ein paar Tage später trafen im selben Hotel auch Sgt Gordon Gill und zwei weitere Mitglieder seiner Crew, Sergeant GR Mattock und Sergeant TW Forster ein. Zur Crew stiess zusätzlich Sgt Kenneth Reece, der einzige Überlebende der Lancaster Mk.III, JB.474, code DX°F, 57 Squadron, welche in der selben Nacht bei Saignelégier abgestürzt war.
Hotel Gurten Kulm 1945
Nach etwa drei Wochen im Hotel Gurten Kulm wurden die RAF-Flieger und die Amerikaner nach Adelboden verlegt. Am 6. Mai wurde F/Lt Walter Blott nach Bern gebracht und erhielt einen neuen Pass und Zivilkleidung, bevor er im Austausch mit deutschen Piloten nach England zurückgeführt werden konnte. In den frühen Morgenstunden des 13. Mai wurden er mit sechs weiteren Mitgliedern der RAF (Flying Officer Nabarro, Sergeant Murphy, Sergeant Forster, Sergeant Mattlock, Wing Commander Jones, Sergeant Ruth, Petty Officer Smith, Flying Officer Medcalfe), sowie Sgt Gordon Gill und W/O Robert Peter der Lancaster Mk. III, ND.759, code TL°R, 35 PPF Squadron, welche bei Steckborn auf dem Bodensee notlandete, von einem Schweizer Kurier und einem Schweizer Militärpolizisten nach Basel eskortiert.
Die neun Flieger und der Kurier reisten in der zweiten Klasse und verliessen die Schweiz mit der Bahn. Als sie die Grenze nach Deutschland überquerten, wurden sie aufgefordert, die Jalousien herunterzulassen. An der ersten Station nach der Grenze bestieg ein deutscher Offizier in Begleitung eines Dolmetschers den Waggon. Es wurde ihnen mitgeteilt, dass sie eine sichere Passage erhalten würden und von ihnen erwartet würde, dass sie sich gut benehmen würden. Über Freiburg gelangten sie nach Baden-Baden und bestiegen nach einem kurzen Zwischenstopp am späten 13. Mai den Wien-Paris-Express, in dem sie erste Klasse reisten konnten. In Paris wurden sie von einem deutschen Offizier und einem Zivildolmetscher empfangen, der ihnen erzählte, dass er an der Universität Cambridge gewesen sei und dass er am Vortag mit dem berühmten Autor PG Wodehouse zu Mittag gegessen habe. Er sagte der Gruppe auch, wahrscheinlich nur um zu sehen, welche Auswirkungen dies haben würde, dass sie nicht nach England, sondern nach Japan zurückgebracht würden. F/Lt Walter Blott sagte ihm, dass das egal sei, da sie sowieso irgendwann dort landen würden. Anschliessend wurden die Flieger mit einem hervorragenden Fünf-Gänge-Mittagessen verwöhnt.
Records der 15 Squdron vom 15. März 1944 mit der Lancaster Mk.I, W.4355 und den im Laufe der folgenden Tagen eingetroffenen Infos, dass die vermissten Besatzungsmitglieder in der Schweiz interniert wurden. Quelle www.nationalarchives.gov.uk
Bombennacht in Stuttgart:
Durch Abwehrmassnahmen der Deutschen Verteidiger und Abweichungen vom eigentlichen Zielgebiet Stuttgart bei den Bombenangriffen am 2. März 1944, liess sich beim schweren Hauptangriff vom 15. bis 16. März 1944 ein taktischer Plan nicht ausschliessen. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass zur gleichen Zeit auch die benachbarten Orte Ober- und Unteraichen, Leinfelden, Echterdingen, Musberg, Schönaich und Waldenbuch gezielt bombardiert wurden. Laut den Informationen des damaligen Polizeipräsidiums Stuttgart soll der Abschuss eines sogenannten "Markierers" über Vaihingen dazu beigetragen haben, dass das Zentrum des Angriffs vom Stadtzentrum Stuttgarts nach Südwesten verlagert wurde.
Der Himmel über Stuttgart war stark bewölkt und bis zum Zeitpunkt des Angriffs hatte sich eine geschlossene Wolkendecke gebildet. Um 2310 wurde Fliegeralarm ausgelöst und zeitgleich eröffneten die Flugabwehrkanonen aus dem Flakgürtel um Stuttgart das Feuer. Der Flakgürtel um Stuttgart unterstand der Flakbrigade 20, welche zu dieser Zeit über 15 Schwere Batterien, 7 mittlere/leichte Batterien und 1 Nebelkompanie verfügte. Der Angriff erfolgte um 2310 bis 0013 Uhr. Dabe wurden 88 Menschen getötet und 203 Verwundet.
RAF Verluste:
Die Royal Air Force verlor in der Nacht rund 50 Bomber, davon 29 Lancaster Mk. I und III, 18 Halifax sowie 2 Stirling und eine Mosquito Mk. II.
Wireless Oprtr: Sgt Gordon Gill:
Während wir uns auf die Recherche und die Spurensuche der Ereignisse konzentrierten, erreichte uns eine Kontaktaufnahme von Malvom Gill, dem Sohn des Navigators. Er bot uns grosszügig Informationen und Fotos seines Vaters für unsere Untersuchungen an.
Wireless Oprtr: Sgt Gordon Gill 1943 / 1944 - Fotos freundlicherweise von Malcom Gill zu Verfügung gestellt.
↔ - Im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches zurück nach England
∏ - In der Schweiz interniert
15. März 1944 22:40 / Saignelégier
© by Patrick Schlenker 2011
Lancaster Mk.III, JB.474, code DX°F, 57 Squadron
Pilot: P/O Samuel Atcheson †
Flight Engineer: Sgt Brian Thomas †
Navigator: P/O Anthony Mc Call †
Bomb Aimer: F/Sgt Jack Greenhalgh †
Wireless Oprtr: Sgt Frank Weaver †
Rear Gunner: Sgt James Naylor †
Mid-upper Gunner: Sgt Kenneth Reece ∏
M. André Hasler auf der Grand-Rue in Tramelan mit Trümmern und Überresten eines Merlin Motors der Lancaster Mk.III, JB.474, code DX°F
Die Fotos wurden freundlicherweise von Herr Jean-Daniel Nicolet zur Verfügung gestellt. © www.retrotrame.ch
Vevey (St. Martins) Cemetery
Pilot: P/O Samuel Atcheson † - Flight Engineer: Sgt Brian Thomas † - Navigator: P/O Anthony Mc Call †
Bomb Aimer: F/Sgt Jack Greenhalgh † - Wireless Oprtr: Sgt Frank Weaver † - Rear Gunner: Sgt James Naylor †
↔ - Im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches zurück nach England
∏ - In der Schweiz interniert
26. Februar 1944 01:07 / Sihlsee
© by Patrick Schlenker
Lancaster Mk.III, ND.595, code HW°V, 100 Squadron
Pilot: P/O George J.A. Smith ↔
Flight Engineer: Sgt George Beevers ↔
Navigator: P/O Basil T. Medcalf ↔
Wireless Oprtr: F/Sgt Eric Hiley ↔
Mid-upper Gunner: Sgt Arthur Truscott ↔
Rear Gunner: F/Sgt Ronald Carr ↔
Bomb
Aimer: F/O Herbert J. Benson †
Eine Stunde nach Mitternacht vom Freitag auf den Samstag flog plötzlich ein einzelnes Flugzeug von Nordosten her in das Tal des Sihlsees ein. Nachdem es Einsiedeln im Tiefflug passiert hatte, brummte es seeaufwärts und kreiste dann zwischen den umliegenden Bergen. Über dem See lag eine dicke Nebelschicht. Das unheimliche, heftige Brummen, das je länger desto näher kam, schreckte die Leute aus dem Schlaf auf. Von einigen erhöhten Positionen aus, die über dem ausgedehnten Nebelmeer lagen, konnten Leute mit blossem Auge beobachten, wie ein Flugzeug, das dreimal nacheinander eine Leuchtrakete in den Himmel schoss, sich mehr und mehr dem Erdboden bedrohlich näherte und schliesslich etwa fünfzig bis hundert Meter über dem vollständig zugefrorenen und schneebedeckten See mit einer ungeheuren Detonation wie eine Riesenrakete explodierte. Wenige Sekundenbruchteile lang war die ganze Gegend taghell beleuchtet, und der Explosionsprozess glich einem einzigartigen Seenachtsfest, bei dem sich ein märchenhafter rötlicher Sprühregen auf die Eisdecke ergoss. Personen, die sich im Freien aufhielten, glaubten im ersten Augenblick, von dem gewaltigen Luftzug hinweggefegt und von der Explosion unmittelbar erfasst zu werden.
Unmittelbar nach dem ohrenbetäubenden Klang leiteten die zuständigen Militärbehörden in Verbindung mit der alarmierten Ortswehr die ersten Suchaktionen ein. Skipatrouillen machten sich unverzüglich in allen Richtungen auf den Weg, kreuz und quer über Land und See, in die weisse, kalte Nacht hinaus. Anfänglich war weit und breit keine Spur zu finden, bis dann einzelne Patrouillenläufer von Zeit zu Zeit auf dem das Eis bedeckenden Schneefeld verdächtige Einschläge bemerkten. Als sich die Nebeldecke allmählich hob, sah man ungefähr in der Mitte des Sees einen grossen dunklen Fleck, der sich bei Tagesanbruch als die eigentliche Absturzstelle erwies.
Im Umkreis von 300 bis 400 Metern lagen zerfetzte und vollständig zertrümmerte Apparateteile umher; nur wenige Teilstücke waren noch ganz. Aus der Ferne betrachtet schien die Absturzstelle am Morgen wie eine einzige grosse Öllache.
Die Darstellung der englischen Flieger: Bei der abgestürzten Maschine handelt es sich um einen viermotorigen „Lancaster“-Typ, der am Freitagabend im geschlossenen Verband bereits im Anflug über Frankreich von Flakgeschossen beschädigt worden war. Das Flugzeug setzte die Fahrt fort, bis sich die Besatzung angesichts der grossen Maschinendefekte über dem Zürcher Oberland entschliessen musste, den Bomber dem Schicksal zu überlassen. In Intervallen von zwei Minuten sprangen sämtliche Flieger nach und nach ab, zwei Mann bereits in der Umgebung von Bäretswil und Hinwil, die am Samstag dort festgenommen wurden. Der Pilot lenkte seine Maschine in westlicher Richtung über den Obersee hinweg, zu den Schwyzerbergen. Bei Altendorf war unterdessen ein weiterer Mann niedergegangen. Einige Minuten nach 1 Uhr brummte die Maschine über dem Sihlsee, wo die drei letzten noch an Bord Verbliebenen sich durch Fallschirmabsprung retteten. Zwei Minuten darauf explodierte das Flugzeug, das übrigens noch die gesamte Bombenlast mit sich führte. Einer der im Sihlseegebiet abgesprungenen Engländer landete bei Wilerzell, andere im Tannenwald unmittelbar oberhalb von Euthal, und der Chefpilot, der das Flugzeug als letzter verliess, kam hart beim südlichen Viadukt auf den Boden.
Der bei Wilerzell niedergegangene Mann stand bei seiner Festnahme in blossen Socken auf seinem seidenen Fallschirm; seine pelzgefütterten Filzstiefel hatte er während des Absprungs verloren. Sämtliche Flieger trugen heizbare Kleidung.
Vevey (St. Martins) Cemetery
Bomb Aimer: F/O Herbert J. Benson †
↔ - Im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches zurück nach England
∏ - In der Schweiz interniert