15. März 1944 22:40 / Saignelégier

© by Patrick Schlenker 2011

 

 

Lancaster Mk.III, JB.474, code DX°F, 57 Squadron

 

Pilot: P/O Samuel Atcheson 

Flight Engineer: Sgt Brian Thomas 

Navigator: P/O Anthony Mc Call 

Bomb Aimer: F/Sgt Jack Greenhalgh 

Wireless Oprtr: Sgt Frank Weaver 

Rear Gunner: Sgt James Naylor 

Mid-upper Gunner: Sgt Kenneth Reece

 

Lancaster 57 Sq.

 

Gegen 23:00 Uhr überflog eine britische Lancaster der 57. Bomber Squadron die Schweizer Grenze nördlich von Pruntrut (Porrentruy), nachdem sie über französischem Gebiet in ein Gefecht mit einem deutschen Nachtjäger verwickelt worden war. Die Crew um Pilot Officer Samuel Atcheson gehörte zu einem Bomberverband von von 617 Lancaster-Bombern und 230 Halifax-Bombern, die auf dem Weg nach Stuttgart und weiteren Zielen in Frankreich und Italien waren. Die Besatzung, die um 18:57 Uhr von ihrem Flugplatz in East Kirby in Lincolnshire abgehoben hatte, war drei Monate zuvor an der sogenannten "Battle of Berlin" beteiligt gewesen. Dazu kamen Angriffe auf die Städte Leipzig, Stettin, Braunschweig, Stuttgart, Augsburg und Schweinfurt. Insgesamt 19 Einsätze durch eisige Winternächte.

Ihr Route führte über die Normandie, durch dicke Wolken und eisige Winde. Die Mosquitos der 506. Squadron geleiteten die Bomber südöstlich, nahe der Schweizer Grenze vorbei über die Vogesen, an Belfort vorbei und dann mit nordöstlichem Kurs nach Stuttgart. Samuel Atchesons Bomber war traditionell mit einem Cookie (Luftmine) bestückt, sowie einigen 500-kg-Bomben und grossen Mengen an unterschiedlich grossen Brandbomben.

Einige der britischen Bomber flogen auf dem Weg nach Stuttgart auch über Schweizer Gebiet. Die Schweizer Flababteilung bei Frauenfeld, die mit 7,5 cm Luftabwehrgeschützen ausgerüstet war, schoss auf mehrere einfliegende Bomber. Im Scheinwerferlicht der Suchscheinwerfer konnten zwei Fallschirme beobachtet werden, die jedoch auf deutschem Boden niedergingen. Ein weiterer tieffliegender, unidentifizierter Bomber, der rote Leuchtkugeln abschoss, wurde von 20-mm-Flabkanonen unter Feuer genommen. Im Verlauf der Nacht gab es eine ganze Fülle von Luftraumverletzungen in der ganzen Schweiz, darunter Meldungen aus Basel, Le Locle, Brig und dem Tessin.

Kurze Zeit, nachdem Navigator McCall durchgegeben hatte, dass sie sich südöstlich von Belfort, an der Grenze zu Deutschland, befänden, wurde ihre Lancaster von einer BF 110 des Nachtjagdgeschwaders 6 angegriffen. Die BF 110, ausgerüstet mit einer sogenannten "schrägen Musik", die für den Angreifer den Vorteil hatte, unbemerkt unter die feindlichen Bomber zu fliegen, um diese dann abzuschiessen, ohne selbst beschossen zu werden, landete mehrere Treffer. Die getroffene Maschine fing sofort Feuer und flog wie ein brennender Meteor durch den Nachthimmel. Sofort füllte sich die Flugzeughülle mit Rauch. Die rechten Triebwerke brannten, und Atcheson konnte kaum die Kontrolle über seine Lancaster behalten.

Im nordwestlichen Gebiet von Coeuve, etwa 8 Kilometer nördlich von Pruntrut gelegen, warf die Besatzung fünf Sprengbomben in einen Wald ab. Der 2000-kg-Cookie explodierte zwischen Epiquerez und Essertfallon, was einen riesigen Krater hinterliess und eine Stromleitung zerstörte. Bei Epiquerez und Soubey, beide 5 bzw. 6 Kilometer südlich von Pruntrut gelegen, fielen 200 Brandbomben, die nicht explodierten. Möglicherweise versuchte der Pilot mithilfe von Leuchtkugeln, die an Fallschirmen zu Boden schwebten, einen Landeplatz zu finden.

Der neunzehnjährige Mid-up Gunner Reece sprang sofort nach dem Befehl, den Bomber zu verlassen, aus dem brennenden Flugzeug ab. Er konnte aus seiner Position relativ leicht die Tür erreichen. Obwohl von Flammen und Rauch umgeben, schnappte er sich seinen Fallschirm, hakte ihn an seinem Geschirr ein und sprang in einer Höhe von rund 1.500 Metern in die kalte, dunkle Nacht hinaus. Er landete mit seinem Fallschirm in einem Schneehaufen. Reece war zu dieser Zeit der Meinung, er wäre in Deutschland. Ohne Stiefel, die er beim Absprung verloren hatte, folgte er der Bahnstrecke Saignelégier - Glovelier, an der er etwa vier Stunden später gefunden wurde.

Die brennende Lancaster flog weiter über die Gemeinde Les Enfers. Rear Gunner Sgt James Naylor schaffte es ebenfalls noch aus der Maschine heraus. Er wurde jedoch tot neben dem abgestürzten Bomber gefunden. Sein Fallschirm hatte sich nach dem Öffnen im Seitenleitwerk verfangen. 30 Sekunden nachdem Reece abgesprungen war, schlug der Bomber zwischen Saignelégier und Tramelan, 250 Meter neben einem Bauernhof, auf einem Schneefeld an der Theure auf und explodierte. Trümmerteile bohrten sich bis zu 3 Meter in den Boden.

Die sterblichen Überreste der Besatzung wurden am 21. März 1944 in Vevey beerdigt.

Anmerkung:

P/O Samuel Cunningham ATCHESON (161591), Royal Air Force Volunteer Reserve. P/O Samuel Atcheson hatte eine grosse Anzahl von Einsätzen absolviert, darunter 12 Angriffe auf Berlin. Er hat zu jeder Zeit aussergewöhnliche Hingabe zum Dienst gezeigt, und sein Beispiel an Mut und Entschlossenheit hat grossen Lob erhalten. Im Februar 1944 führte er eine Lancaster, das zum Angriff auf Leipzig bestimmt war. Kurz nah dem Start erkannte er den defekten  Luftgeschwindigkeitsmesser. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, seine Mission fortzusetzen den Angriff auszuführen.

André Hasler mit Trümmern der Lancaster

M. André Hasler auf der Grand-Rue in Tramelan mit Trümmern und Überresten eines Merlin Motors der  Lancaster Mk.III, JB.474, code DX°F

Die Fotos wurden freundlicherweise von Herr Jean-Daniel Nicolet zur Verfügung gestellt. © www.retrotrame.ch

Tramelan, Grand-Rue

 


Vevey (St. Martins) Cemetery

Pilot: P/O Samuel Atcheson  -  Flight Engineer: Sgt Brian Thomas  -  Navigator: P/O Anthony Mc Call 

Samuel AtchesonBrian ThomasAnthony McCall

Bomb Aimer: F/Sgt Jack Greenhalgh  -  Wireless Oprtr: Sgt Frank Weaver  -  Rear Gunner: Sgt James Naylor 

Jack GreenhalgFrank WeaverJames Nayler


- Gefallen

↔ - Im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches  zurück nach England

∏ - In der Schweiz interniert