13. Juli 1943 00:55 / Le Bouveret
© by Patrick Schlenker 2011
Lancaster Mk.I, ED.412, code EM°Q, 207 Squadron
Pilot: P/O Horace Badge †
Flight Engineer: Sgt Robert Wood †
Navigator: F/Lt Arthur Jeeps †
Bomb Aimer: Sgt Arthur Wright †
Wireless Oprtr: Sgt Edward Higgins †
Mid-upper Gunner: Sgt James Spence †
Rear Gunner: F/Sgt Ronald Brett †
Gegen 100 Lancaster Bomber verschiedener Staffeln überquerten in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli um Mitternacht den Westzipfel der Schweiz. Die Maschinen waren auf dem Weg nach Turin in Italien. Die vorausfliegenden Pathfinder Bomber hatten den Weg Richtung Italien mit Markierungen, entlang der Schweizer Grenze, gelennzeichnet. Ihre Route sollte die 300 Bomber , welche an diesem Angriff teilnehmen sollten, in einer Höhe von 20'000 Fuss über die Somme und Anecy, der linken Seite des Mont Blanc vorbei führen sollen. Infolge schwerer Gewitter über Frankreich gerieten über 100 Bomber in den Schweizer Luftraum.
Die Schweizer Flabbatterien 80, 84, 102 der Flab Abt. 10 auf dem Col du Marchairuz in der Nähe von Le Brassus nahmen die Bomber unter Feuer und landeten auch verschiedene Treffer.
Einer dieser getroffenen Maschinen war die Lancaster Mk.I, ED.412, code EM°Q, der 207 Squadron, welche von Pilot Officer Horace Badge geflogen wurde. Horace Badge war zusammen mit acht anderen Lancastern der 207 Squadron am Abend des 12. Juli 1943 von Langar in Nottinghamshire aus gestartet. Im Rumpf der ED.412 trug die Lancaster eine 4000 Pfund Bombe (Coockie), sowie 204 Brandbomben. Es sollte Horace Badge und seiner Crew der vierte und letzte opartiver Einsatz sein.
In der Folge entledigte sich die Besatzung der Lancaster unter Pilot/Officer Horace Badge ihrer Bombenlast über Savigny und Forel, östlich von Lausanne. Augenzeugen berichteten, dass der Bomber "ungewöhnlich tief" geflogen sei, als er die Bomben abgeworfen hätte. Am Nordufer des Genfersees, bei Vevey, wo heute alle Besatzungsmitglieder ihre letzte Ruhe gefunden haben, kreiste der Bomber noch zweimal, bevor dieser mit einem hellen Blitz explodierte. Kurze Zeit später zerschellte das Flugzeug in einer Höhe von 900 Meter und 500 Meter südlich von Le Bouveret am Berghang des Mount Grammont. Die Explosion und das anschliessende Feuer konnte Kilometer weit beobachtet werden. Durch die Wucht des Aufpralles und der darauffolgenden Explosion gingen in Le Bouveret mehrere Fensterscheiben zu Bruch.
Die Besatzung der Lancaster Mk.I, ED.412, code EM°Q hatte es nicht mehr geschafft aus dem beschädigten Bomber auszusteigen. Sie wurden zusammen mit der Besatzung der in der selben Nacht abgestürzten Lancaster Mk.III, ED.531, code PO°T der 467 Squadron RAAF, welche bei Sion abgestürzt waren, beerdigt.
Überreste der Lancaster ED.412 am Mount Grammont - Foto NZZ 14.7.1943
Schweizer Soldat in den Trümmern der Lancaster, oberhalb von Le Bouveret - Foto Basler Nachrichten 14.7.1943
Schweizer Soldat in den Trümmern der Lancaster, oberhalb von Le Bouveret - Foto Basler Nachrichten 14.7.1943
Drei Tage später fand auf dem Friedhof in Vevey, auf welchen noch heute sämtliche gefallenen britischen Soldaten ihre jener Tage in Frieden ruhen, eine beeindruckende Zeremonie statt. Bei der Beerdigung der 14 britischen Besatzungsmitglieder war eine grosse Anzahl an Trauergästen zugegen, die aus allen Teilen der Schweiz angereist waren. Den Trauerzug führte an der bevollmächtigte Minister Herr Clifford Norton, Air Commodore FMF West, Air Attache Colonel HA Cartwright, Militär-Attache und Major HN Fryer. Weiter waren anwesend Vertreter der RAF, der British Legion, sowie Angehörige der Griechische, Belgischen, Niederländischen, Jugoslawischen, den USA und palästinensischen Gemeinden der Schweiz. Sechs englische Priester durch den Gottesdienst.
Ein Schweizer Armeespiel spielte "God save the King" und Pater Kurfürst erteilet den gefallenen Soldaten die Absolution. Beim Absenken der Särge warf Air Commodore FMF West als symbolische Geste eine Handvoll Erde in die Gräber. Mit drei Salven aus Karabinern eines Detachementes der Schweizer Armee und einem Trompetensolo endete die eindrucksvolle Beerdigung.
Beim Angriff der Royal Air Force am 12. / 13. Juli 1943 auf Turin starben 101 Personen und 203 wurden verletzt. Die RAF verlor 14 viermotorige Bomber, wobei 6 davon, allesamt Lancaster, bis heute als verscholen gelten. 90 Besatzungemitglieder starben und 10 gerieten in Kriegsgefangenschaft. Unter den Gefallenen war auch Wing Commander John Nettleton, träger des Victoria Kreuzes, welcher dieser beim einem Tagangriff auf Augsburg erhalten hatte.
Gedenktafel auf dem Langar Airfield in Nottinghamshire
Vevey (St. Martins) Cemetery
Pilot: P/O Horace Badge † - Flight Engineer: Sgt Robert Wood † - Navigator: F/Lt Arthur Jeeps †
Bomb Aimer: Sgt Arthur Wright † - Wireless Oprtr: Sgt Edward Higgins † - Mid-upper Gunner: Sgt James Spence †
Rear Gunner: F/Sgt Ronald Brett †
Offizielle Gedenkwebseite: >> Link