Bombenabwürfe in den Kantonen in den Kantonen Bern, Fribourg, Neuenburg und Waad 12. / 13. Juli 1943

© by Patrick Schlenker 2011

 

Etwa 100 Lancaster Bomber überflogen auf dem Weg nach Italien gegen Mitternacht den Westzipfel der Schweiz. Die Schweizer Flab-Abteilungen 10, welche auf dem Col du Marchairuz in der Nähe von Le Brassus stationiert war, nahm die wegen schlechtem Wetter tieffliegenden Bomber unter Feuer und landeten sichtbare Treffer. Die Flab Abt. 10 war direkt dem Kdo. Flieger und Fliegerabwehrtruppen unterstellt und bestand zu dieser Zeit der Batterie 80, 84, 102 und der Scheinwerfer Kp. 150.

In der Folge kam es zu vereinzelten Bombenabwürfen in den Kantonen Bern, Fribourg, Neuenburg und Waad. 2 Lancaster stürzten jedoch in Folge des Flabbeschusses bei Le Bouveret und Sion ab. Beide Besatzungen kamen ums Leben. Siehe auch die Beträge zu den abstürzen der Lancaster Mk.III, ED.531, code PO°T, 467 in Sion >> Beitrag lesen und der Lancaster Mk.I, ED.412, code EM°Q >> Beitrag lesen.

 

Bern:

Ca. 16 Kilometer südlich von Bern, bei Riggisberg  ging um 00:40 Uhr eine ganze Bombenlast, inkl. eines Cookies (HC 4000 lb - Luftmine) sowie 200 Brandbomben nieder. Ein freistehendes Bauernhaus und ein Stall ausserhalb von Riggisberg wurden starkt beschädigt. Die Druckwelle hatte die Hausmauern zu Seite gedrückt und es musste in der Folge abgerissen werden. Duch die Bombe entstand ein Krater von 10 Meter Durchmesser und mehrere Bäume knickten um.

Mehrere Brandbomben fielen auf zwei Häuser zwischen dem Restaurant Adler und der Post, bei der Hintere Gasse. Beide Häuser brannten nieder, jedoch konnten sich alle Hausbewohner rechtzeitig in Sicherheit bringen. Sie kamen mit dem Schrecken davon. Weitere Brandbomben lösten verschiedene Brände im Ort aus, welche wie im Fall der Gattin des Coiffeurs im Ort. Frau Kaspar sass gerade in ihrer Stube, als sie durch die Explosionen aufgeschreckt wurde und das Zimmer verlassen wollte, als eine Brandbombe durch das Dach ihr zu Füssen fiel. Sie konnte den Brand mit Schutt löschen. Mehrere Personen wurden bei weiteren Löschversuchen verletzt. So versuchte eine Dame, in dessen Schlafzimmer ebenfalls eine Brandbombe einschlug, diese mit Kleidern zuzudecken, um es zu ersticken, was nicht gelang. Erst mit Sand konnte schliesslich auch dieser Brand erstickt werden.

Frau Frieda Stautermann erlitt eine Kopfverletzung durch einen Bombensplitter. Fast sämtliche Fensterscheiben des Dorfes gingen zu Bruch. Zudem wurden viele Dächer durch die Druckwellen abgedeckt. In den folgenden Tagen gingen 146 Schadensmeldungen ein.

Da in Riggisberg keine Lufzschutzpflicht bestand, wurde auch kein Fiegeralarm gegeben und die Bewohner wurden erst durch den Motorenlärm und die folgenden Explosionen aus dem Schlaf geweckt.

 

Weitere Meldungen über Abwürfe gab es auch bei Interlaken, genauer auf der Schynige Platte. In der Gemeinde Gsteigwiler wurde eine Scheune getroffen, welche in der Folge niederbrannte.

Bei Flammat in der Gemeinde Überstorf, detonierte eine weitere Luftmine in einem Weizenfeld unweit des Weiler "am Bergli". Im Umkreis von 800 Metern wurden Hochspannungsleitung, sowie mehrere Dächer angrenzender Gebäude zum Teil stark beschädigt. Sämtliche Fensterscheiben im Umkreis von 1500 Metern gingen zu Bruch.

 

In der weiteren Umgebung des bergischen Gebietes wurden weiter Unmengen von Flugblättern entdeckt, welche in italienischer Sprache verfasst wurden und für das italienische Volk bestimmt waren.


Bombeneinschlag bei Riggisberg 13./14. Juli 1943
Freistehendes Bauernhaus bei Riggisberg BE nach dem Bombeneinschlag 14. Juli 1943 - Foto Basler Nachrichten vom 14.7.1943

Neuenburg:

Um um ca. 01:00 Uhr erschütterte eine gewaltige Explosion das Val de Ruz bei Geneveys sur Coffrane bei Neuenburg. Keine 50 Meter neben dem Hof von Albert Nydegger war eine Fliegerbombe, wahrscheinlich eine Luftmine explodiert. Dabei wurde der Hof in Mitleidenschaft gezogen. Schäden gab es am Dach, an Fenstern und Türen. Im besagten Waldstück wurden hunderte von Tannen entwurzelt. Weitere Meldungen aus diesem Gebiet gab es aus Henniez, Surpierre und Gstaad.


Fribourg:

In Praratoud in der gemeinde Surpierre, rund 3 Kilometer von Lucens, vielen vier HE Bomben in einen Weiler. Glücklicherweise waren es allesamt Blindgänger. Der Polizist Ganther sicherte die Bomben durch einsetzten von Sicherungsstiften. Bald ging in der Region das Gerücht um, dass die Bomben von einer der abgestürzten Lancaster waren.


Lausanne:

Bei Savigny und Forel, östlich von Lausanne erschütterten zwischen 00:20 und 00:45 eine ganze Reihe von Explosionen die Region. Häuser wurden nicht beschädigt, jedoch entstanden auf den Feldern grosse Einschlagtrichter. Auch hier waren zudem eine grössere Menge an Brandbomben im selben Gebiet niedergegangen. Augenzeugen berichteten, dass der Bomber "ungewöhnlich tief" geflogen sei. Mit grosser Wahrscheinlichkeit war es die Lancaster Mk.I, ED.412, code EM°Q, der 207 Squadron, welche kurze Zeit später bei Le Bouveret abstürzte.

 

Wallis:

Bei Hérémence, einer kleinen Ortschaft zwischen Visp und Martigny explodierte eine weitere Luftmine, welche ebenfalls einen Krater von 5 Meter tiefe und 15 Meter breite in den Boden riss und in weitem Umkreis alle Alpenrosen niedermähte.