Bombenabwürfe bei Raron VS & Sins AG 11. / 12. Dezember 1942

© by Patrick Schlenker 2011

In der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember flogen in Süd-östlicher Richtung, zwischen 20:18 und 21:40, westlich der Linie Grand Combin - Le Locle eine grosse Anzahl von britischen Bombern in den Schweizer Luftraum ein. Die Bomber waren auf dem Weg nach Turin und gehörten einem Bomberverband von 82 Armstrong Wellingtons, Short Stirlings und Handley Page Halifax an. Kurze Zeit später, nachdem der letzte Bomber die Schweiz in südlicher Richtung verlassen hatte, kamen die hochfliegenden Bomber auf der selben Route wieder zurück.

Um ca. 21:00 drang ein weiterer Bomber  dieses Verbandes bei Pruntrut in den Schweizer Luftraum ein, welcher über Langenthal, den Kanton Luzern, Altdorf, den Oberalppass und weiter nach Brig flog. Zwischen Brig und Raron warf der Bomber mehrere Brandbomben ab, welche am linken Ufer der Rhone einen Waldbrand verursachten. Die Feuerwehr konnte den Brand rasch löschen. Die Maschine hatte in der Zwischenzeit bei Saignelégier die Schweiz wieder verlassen.

Eine weiterer Maschine, weit östlich vom Kurs abgekommen, flog um 22:45 bei Rodersdorf BL in die Schweiz ein. Auf dem Weg über die Schweiz flog das Flugzeug über Balsthal, Triengen und warf bei Sins AG mehrere Brandbomben ab. Südliche der Gemeinde Sins, bei den Sinserhöfen, durchschlug eine Brandbombe das Dach einer grossen Scheune, welche kurze Zeit später lichterloh brannte. Die Pächterfamile, welche noch am Getreideträschen war, konnte in letzte Sekunde noch ihre 27 Kühe aus dem brennenden Gebäude retten. Futter- und Getreidevorräte, sowie das Mobilar wurden ein Raub der Flammen.

Auch in anderen Gebäuden in und um Sins durchschlugen Brandbomben durch Dächer. Im Gebäude des Baugeschäftes Eigensatz blieben 3 Brandbomben im obersten Stock, resp. in einem zu dieser Zeit noch nicht belegten Bett, ohne sich jedoch zu entzünden liegen. Nicht alle Hausbesitzer hatten so viel Glück. Kurz nach dem Abwurf gingen dutzende von Meldungen über ausgebrochene Feuer infolge der eingeschlagenen Brandbomben ein. Unter Mithilfe des örtlichen Luftschutzes konnte die Feuerwehr die verschiedenen Brände in allen Quartieren jedoch bald unter Kontrolle bringen. Weiter wurde die Signalanlage der Station Sins beschädigt. Der Bomber hatte in der Zwischenzeit die Schweiz via Sisseln wieder verlassen.

Durch die vielen Ein- und Überflüge traten an verschiedenen Orten in der Schweiz Flab-Abteilungen in Aktion. Bis auf den Kanton Graubünden und östliche Teile der Ostschweiz wurde in dieser Nacht überall Fliegeralarm ausgelöst.

NZZ 13. Dezember 1942